Geistlicher Impuls

Rosenmontag – mitten in der Fastenzeit?

Liebe Kolpinggeschwister,


ich bin kürzlich darüber gestolpert, dass der Rosenmontag mitten in der Fastenzeit liegen soll. Ja, ihr habt richtig gelesen, es handelt sich nicht um einen Tippfehler.
Der 4. Sonntag der Fastenzeit hieß früher einmal Rosensonntag. Der Grund ist, dass die Päpste vom 11. bis zum 19. Jahrhundert alljährlich eine „Goldene Rose“ segneten. Sie wurde Menschen oder Institutionen verliehen, die sich um die Kirche verdient gemacht hatten. Heue wird sie nur noch in unregelmäßigen Abständen verliehen. Diese „Goldene Rose“ war ein aus vergoldetem Silber gefertigter Rosenstrauß mit sechs Blüten, die mit Balsam, Moschus und Weihwasser gefüllt sind. Dieser Strauß gilt als Symbol für Christus: Die Dornen stehen für die Passion, das Gold steht für die Auferstehung.

Aber dieser „Rosensonntag“ hat tatsächlich auch etwas mit dem „Rosenmontag“ zu tun. 1822 wurde in Köln das „Festordnende-Komitee“ gegründet. Es veranstaltete seine Hauptversammlung mitten in der Fastenzeit, nämlich am Montag nach dem Rosensonntag. Deshalb bekam das Komitee den Beinamen „Rosenmontagsgesellschaft“ und der Kölner Festzug wurde ab 1823 „Rosenmontagszug“ genannt. Um über den Tellerrand hinauszuschauen: In Belgien waren am „Mittfastensonntag“ (ein weiterer Name für den 4. Fastensonntag) noch einmal Karneval mit Umzügen und Bällen am Abend angesagt.

Dieser „Rosensonntag“ oder „Mittfastensonntag“ heißt heute „Laetare“. Die Sonntage werden nach dem 1. Wort des Eingangsverses der Liturgie benannt. Derjenige für diesen Sonntag beginnt mit: „Laetare Ierusalem“ – das heißt: „Freue dich, Jerusalem“. Und er wird in der Liturgie tatsächlich als ein „abgemilderter“ Fastensonntag begangen. Die liturgische Farbe ist dementsprechend auch nicht violett, sondern es mischt sich das österliche Weiß in das Violett und wird zu Rosa (sofern ein solches Messgewand vorhanden ist).

Vollständig lautet der Eingangsvers (Jes 66,10+11): Freue dich, Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.“ Mitten in der Fastenzeit ergeht an uns die Aufforderung zur Freude. Wir dürfen schon mal einen vorfreudigen Blick auf das Osterfest werfen.

Mir gefällt das gut. Ich denke, nicht nur in der Fastenzeit, sondern bei vielen Vorhaben hilft es weiter und bringt neue Energie, wenn die Hälfte geschafft ist. Da ist ein – wenigstens ganz kleines – Fest angesagt oder zumindest ein Schulterklopfen. Mitten in der Fastenzeit wir eine kurze Atempause eingebaut.

Ich denke, da haben die Gestalter des liturgischen Kalenders ein gutes Gespür für uns Menschen gezeigt. Sieben Wochen können lang sein. Und da kann eine kurze Unterbrechung guttun und neuen Antrieb geben für nächste Etappe.

Das gilt nicht nur für die Fastenzeit. Das gilt für Schulabschluss- und andere Prüfungen. Wenn die Hälfte geschafft ist, weiß man, dass das, was vor einem liegt, weniger ist als das, was jetzt schon hinter einem liegt.
Das gilt für Wanderungen, Radtouren und auch für den Großputz.
Das gilt aber etwa auch für Trauerzeiten, in denen man nicht ständig trauern kann, sondern ab und zu etwas Freudiges braucht. Da geht es nicht um die Hälfte, die man geschafft hat, sondern um ein Aufschnaufen, Innehalten, Pause machen auf dem schweren Weg, den man gerade geht.

Ich wünsche euch allen eine Atempause, ein Innehalten und neue Energie für „den Rest“, egal, was euch gerade umtreibt und auf welchem Weg ihr euch gerade befindet.
Laetare – mögen wir ernst machen mit der kleinen Freude auf dem halben Weg.

Karin Fritscher